Von Księżyk nach Zinsik - Eine Namensgeschichte
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steht für den
Familiennamen der Betreiber dieser Website.
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insik ist wiederum ein klanglich nachempfundenes Derivat von Księżyk - dem Familiennamen
unserer
oberschlesischen Vorfahren, der in Abwandlungen wie Ksienzyk, Ksiensik, Ksienrzyk oder Ksienczyk variierte und die Familiengeschichte bis heute beinflußt.
Die Ergebnisse unserer kleinen Ahnenforschung möchten wir hier veröffentlichen.
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er Name Księżyk ist wohl polnischer Herkunft und leitet sich sehr
wahrscheinlich von Księżyc ab, dem pol. Wort für "der Mond". Weitere Verbindungen können zu Księża {Priester} oder Księążę {Fürst, Prinz} gezogen werden.
Er ist ein besonders im Südosten
Polens (Schlesien) weit verbreiteter Familienname. In
vielen Abwandlungen häuft er
sich besonders in Schlesien mit seinen Teilen Nieder- und Oberschlesien sowie Oppeln, einem bis 1945 zweisprachigen
Gebiet. Wegen der nachfolgenden Vertreibung der deutschen Bevölkerung
finden sich diese Familiennamen heute auch über das gesamte Bundesgebiet
verteilt wieder.
Die Spuren unserer Ahnen finden sich hauptsächlich im Kreis Kosel, Bezirk Oppeln nördlich der mährischen Grenze wieder.

Der Kartenausschnitt aus dem früheren Kreis Kosel zeigt
symbolisch die Ortsschaften in denen sich die Familiengeschichte im 19.
und frühen 20. Jahrhundert abspielte.
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acob
Księżyk {1818-1889} gilt als erster von uns nachweisbarer Namensträger, sozusagen unser
Ur-Ur-Uropa. In Groß Grauden (Grudynia Wielka; Kreis Oppeln) geboren, heiratete der Knecht am 06. Januar 1843 im nahegelegenen Dorf Ostrosnitz (Ostrożnica) die Magd Marianna Koschella {1815-?}. Von den getauften 7 Kindern konnte nur der Lebensweg von Marianna {1843-?), Johanna {1847-1921}, Pauline {1853-1909} und Franz {1858-?} nachgeweisen werden. Bereits hier wurden im Kirchenbuch von Ostrosnitz neben kleinen {Ksiezek, Ksiezik} große Namensveränderungen wie Kszinsik beim {jüngsten} Sohn Franz eingetragen.
Es
muß festgehalten werden, daß die damaligen sorglosen
Veränderungen von Nachnamen bei weitem nicht die heutigen Folgen gehabt haben. Es gab keine zentrale Meldestelle, weit
verbreitetes Analphabetentum und kaum Ortsveränderungen der Menschen. Der enge
Lebensradius benötigte keine genaue Namenstruktur.
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a die Frauen damals üblicherweise den Namen des Mannes annahmen,
blieb zur Namensweitergabe nur unser Ur-Uropa Franz.
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Aus der
1882 unter dem neuen Namen KSIENZYK geschlossenen Ehe von
Franz und Johanna Sgraja erwuchs (für jene Verhältnisse
ungewöhnlich) nur ein Kind: unsere
Uroma Mathilde (1883 - nach 1942). Schon frühzeitig
passierten wieder scheinbar willkürliche Namensänderungen. So standen bereits im Geburtsregister von Mathilde verschiedene Familiennamen: das Kind heißt darin Ksienzyk und die Eltern Ksienzik. Vermutlich wurde der Name dem neuen "nationalen Zeitgeist" [> 1872 Reichsgründung] entsprechend unter Weglassung der Apostrophe und Weichheitszeichen "eingedeutscht".
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Ur-Ur-Ur-.. |
Jacob KSIEZYK & Marianna geb. Koschella
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Carl ZGRAJA & Josepha geb. Jurczyk
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Ur-Ur-.. |
Franz KSIENZYK & Johanna geb. Sgraja
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Ur-.. |
Mathilde KSIENZYK |
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nser Großvater Georg-Rudolf Ksienzyk wurde am 21.04.1903 im oberschlesischen Dorf Matzkirch
(ab 1945 Maciowakrze); Kreis Oppeln geboren. Die katholische Taufe fand am 23.04.1903 durch Pfarrer Florian Hygin Kupka im Beisein der Mutter Mathilde Ksienzyk und der Patin Albina Zgraja statt. Laut Melderegister ist die Mutter ledig und lebte bei den Eltern Franz und Johanna Ksienzyk in
Dobroslawitz (Dobrosławice; ca. 1,8 km von Matzkirch). Sein Bruder Michael kam 1905
ebenfalls unehelich zur Welt, starb jedoch noch im selben Jahr. Opa Georg führte
als einziger den Namen Ksienzyk fort da die Mutter 1908 Franz NAHLIK heiratete und dessen Namen annahm. Seltsamerweise ist der neue Mann
seit 14 Jahren verheiratet und hat bereits eine
große Kinderschar.
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ie
Umstände die bei Mathilde zu 2 unehelichen Kindern führten
und warum der Stiefvater kurz hintereinander 2 Ehen mit jeweils vielen
Kindern einging werfen insbesondere vor dem katholischen
Hintergrund viele Fragen auf. So wurde 1908 noch ein Kind in der
1. Ehe geboren als auch neu geheiratet. Für den denkbaren Fall,
dass die erste Frau Franziska Nahlik geborene Maciejek im Kindbett starb und somit die 1894 geschlossene Ehe aufgelöst wurde, sind keine Nachweise auffindbar.
Ob
Georg adoptiert wurde ist unklar; die neuen familiären
Verhältnisse bescheren ihm aber eine große Zahl
an Halb- und Stiefgeschwistern mit Namen Nahlik:
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Eltern + Kinder 1. Ehe |
Mathilde KSIENZYK
Georg, Michael KSIENZYK
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Franz NAHLIK & Franciska geb. Maciejek
Marie, Joseph, Karl, Johann, Anna, Paul, Franziska, Ottilia NAHLIK |
Eltern + Kinder 2. Ehe |
Franz NAHLIK & Mathilde geb. Ksienzyk
Oswald, Heinrich, Konrad, Franz, August, Martha, Lieschen, Auguste NAHLIK |
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ie Lebenswege der insgesamt 18 Kinder konnten bisher nur
unvollständig nachvollzogen werden; mindestens 5 starben bereits als Kind und 2 fielen in den Weltkriegen.
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ach der Dorfschule ging Opa Georg in die
Schreinerlehre.
In den Dreißiger Jahren des
vorigen Jahrhunderts verliess er Schlesien und ging zunächst ins Ruhrgebiet und nach Düsseldorf, wo
er auf verschiedenen Baustellen arbeitete [Foto]. Die Umstände die ihn später in die über 600km entfernte Aluminiumhütte Lautawerk bei
Hoyerswerda in der Oberlausitz führten sind unklar.
Dort wohnte er zunächst im 10 km entfernten
Bernsdorf und traf die Frau seines Lebens .... |
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ildegard Anny Frenzel, geboren am 08.12.1917, wohnte in Trebus, Kreis Niesky (Oberlausitz) und
hatte 1940 bereits einen 2 Jahre alten unehelichen Sohn mit Namen Dieter.
Die Familie in der Übersicht: |
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Großeltern |
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Gottlieb FRENZEL & Lotha geb. Michel |
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Henning Ernst PROSKE & Henrietta geb. Proske (?) |
Eltern |
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Gottlieb Reinhold Frenzel
1887 - 1961 |
Martha Lina geb. Proske
1889 - 1949 |
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oo 1909 |
Schwestern |
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Liesbeth, Erna, Hildegard Anny,Wally |
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DER KRIEG ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
urch seine Arbeit in der VIAG-eigenen Aluminiumhütte
Lauta-Werk, die als wichtiger Rüstungslieferant galt, wurde Opa Georg mehrfach
vom Wehrdienst zurückgestellt.
Zum Ende des Krieges dennoch eingezogen, "kämpfte"
er, mittlerweile 40-jährig als Sanitäter mit Rettungshund im eingekesselten
Breslau (Wroclaw). Aufgrund einer Schussverletzung im Rücken wurde er
evakuiert und landete im Lazarett Finsterwalde.
Von einem Heimaturlaub meldete Georg sich nicht mehr zur Front
zurück und blieb bei der Familie mit damals 4 Kindern bis zum
Kriegsende.
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DIE NAMEN #1
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ie Mischung der Bevölkerung Oberschlesiens aus Deutschen, Polen und Tschechen hatte immer schon Konfliktpotential.
Speziell vor und nach dem 2. Weltkrieg war sie stark der Wilkür
der Machthaber ausgesetzt, die u.a. auch die Familiennamen traf.
Ab 1938 begann die Germanisierung slawisch-klingender Familiennamen.
Eine direkte Veränderung in unserem Familienstamm konnte bisher
nicht gefunden werden; eine Familie Ksienzyk aus Lenschütz beispielsweise mußte durch "Ermächtigung des Regierungspräsidenten in Oppeln ..." den Namen LINKE annehmen. Die Änderungen fanden Eintrag in die Geburtsurkunden.
Nach Ende des 2. Weltkriegs
und dem Übergang Schlesiens zu Polen begann ab Ende der 40er Jahre
die Polonisierung. Bei der Abschrift vieler Urkunden (Geburt, Heirat
und Tod) wurden sowohl Vor- und Nachnamen verändert.
Willkürlich wurde aus Ksinsik Ksiezyk (der Mond s.o.). Unsere Uroma Mathilde wurde zu Matylda und Opas Stiefvater Franz zu Franciszek (Nahlik als slawisch anmutender Name durfte bleiben).
Nachhaltigen Einfluß hatten diese Eingriffe auf unsere Namensgeschichte jedoch nicht.
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DIE NAMEN #2
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nschwer verständlich ist, dass es wegen der (für Deutsche)
komplizierten polnischen Wortstruktur und Aussprache über die Jahre zu
diversen Veränderungen in der Schreibweise kam. Neben Ksienzyk
existierten daher noch weitere Namen, für ein und dieselbe Familie.
Verschärfend kam hinzu, dass Varianten wie Ksiensik, Ksienczyk und Ksienrzyk auch noch amtlich
beglaubigt wurden.
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Mit
der Gründung eigener Familien wurde die nachfolgende
(männliche) Generation angehalten, den jeweils angewandten Namen
auf dem Wege einer nunmehr offiziellen Namensänderung zurück
zunehmen oder einen neuen zu wählen. Das hätte natürlich
auch die Töchter betreffen müssen. Nach herkömmlicher
Tradition übernahmen diese aber die Namen ihrer Männer.
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DIE NAMEN #3 ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
er namentliche Ableger Ksienrzyk wurde durch den
ältesten Sohn Dieter übernommen und ist mittlerweile in der 3. Generation in der Lausitz
verbreitet.
Der jüngere Sohn Lothar (unser Vater) gründete 1965 eine
Familie unter seinem Geburtsnamen KSIENCZYK
Um den Namen von nun an zu vereinheitlichen wurde von Seiten der Verwaltung unseren Eltern eine "Anpassung" nahe gelegt, was im Übrigen keine
seltene Angelegenheit war. Auch um künftige Schreibfehler zu vermeiden entstand ein neuer Familienname.
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rstaunlicherweise stand für unseren neuen Namen ZINSIK der zwischenzeitliche offizielle
Name KSIENSIK Pate. Die amtliche Überschreibung sah dann so aus:

{Aus Ksienczyk oder Ksienczik oder .... mach Zinsik}
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ie Autoren von
im Jahr der Namensänderung. |
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